LoCo Kosmos

MEDIEN / BERICHTERSTATTUNG

Der Bund: https://www.derbund.ch/long-covid-so-entdeckte-monika-grossen-aus-bern-die-fotografie-500720033004

SRF: https://www.srf.ch/news/schweiz/long-covid-erkrankung-neue-ausstellung-gibt-einblick-in-die-gefuehlswelt-mit-long-covid?fbcllid=PAZXh0bgNhZW0CMTEAAaZCkh9eH7CQjXofkWgJs0yW-JN47aiYzgWg2RGYknF6nFiE-sa7WkHxINc_aem_0JiqX8dzpw7ox695tGuopA

Hauptstadt: https://www.hauptstadt.be/a/es-geht-ganz-ganz-langsam-vorwaerts?fbclid=PAZXh0bgNhZW0CMTEAAaZvCMCcqbWBmO05UyEOjrPC0TipTDyOGk17PlgOw5B68M-eCpwnCxeAICE_aem_kFtM8lwPaPJaDlWrSmGR7g

WERKE

LoCo Kosmos

Ich befinde mich in einem unendlichen und unerforschten Kosmos. Im sogenannten LoCo Kosmos. LoCo steht für Long Covid, die rote Farbe symbolisiert mein überaktives Nerven- und Immunsystem.
Die ersten Treppenstufen sind geschafft. Die Treppe führt ins Ungewisse. Es braucht so viel Mut diesen unbekannten Weg zu gehen. Weiter geht es, Schritt für Schritt, Stufe um Stufe.

2024 / Space Eye Niedermuhlern

Resilienz

Es ist Januar. Der Krautstiel trotzt dem Winter und Schneereif. Trotz eisiger Kälte zeigt er sich in seiner ganzen Pracht. Grün, widerstandsfähig und stark. Auch ich behaupte mich, gebe nicht auf, ich bediene mich meiner Ressourcen: Fotografie, Schreiben, Kreativität.

2023 / Diaconis Garten Bern

Stillstand

Wie eine ungefragte Begleiterin fühlt sie sich an. Sie reisst dich aus deinem gewohnten Leben, bestimmt mal soeben deinen Alltag und beschert dir Tage starker Erschöpfungszustände. LoCo, du hattest mich mit voller Wucht erwischt und ausgebremst. Was früher selbstverständlich war, bedeutet einem plötzlich die Welt.

2023 / Sugiez

(M)eine Insel

«Sie haben ein Post-Covid-19-Syndrom. Hauptsymptom ist eine schwere motorische und kognitive Fatigue. Sie werden in den kommenden Monaten viel Zeit bei uns in der Insel verbringen. Ihr Genesungsweg wird einer langen Tunnelfahrt gleichen. Gehen Sie vom Gotthard-Basistunnel aus. Irgendwann, so hoffen wir, werden Sie wieder Licht am Ende des Tunnels erblicken.»

2022 / Inselspital Bern

Brainfog

Hirnnebel, Nebel im Kopf. Ich suche während dem Sprechen nach Worten, Gesprächen zu folgen verlangt mir alles ab. Vergesslichkeit, Schwindel und Konzentrationsprobleme begleiten mich. Ich versuche mich zu fokussieren, doch alles verschwimmt vor meinen Augen. Mir wird schwindlig, ich lege mich hin.

2024 / Progr Bern

Kraftort

Ich verspüre Existenzängste, innere Unruhe und Orientierungslosigkeit. Es fühlt sich dunkel an, Panik breitet sich in mir aus. Werde ich jemals wieder gesund? Ich verbringe einige Tage im Haus am See. Fotografiere, schreibe, reflektiere und beobachte die mich umgebende Natur. Neue Hoffnung, ich richte mich auf, wie das Schilf am Seeufer.

2023 / Sugiez

Fatigue

Zu Beginn der Erkrankung verbringe ich meine Tage im Bett. Meist 16 Stunden oder mehr. Die Fatigue hat mich voll und ganz im Griff. Liegen, dösen, mich drehen, von einer Seite auf die andere, schlafen. Dieser Zustand erinnert mich an Katzen. Ich öffne meine Augen und erblicke unseren Kater.

2022 / Berner Altstadt


Kein Ziel in Sicht

Gefangen in einer Art Irrgarten, wo führt ein Weg hinaus? Ohne Orientierung, ich fühle mich verloren, gehe ich nach links, nach rechts, geradeaus oder doch wieder zurück?

2022 / Sugiez

Achtsamkeit

Im Hier und Jetzt sein. Meine Aufmerksamkeit richtet sich bewusst auf meine körperlichen Empfindungen. Habe ich noch genügend Energie, bewege ich mich bereits an meinen Grenzen, brauche ich eine Pause? Ich höre hin, nehme die feinen Signale wahr und erlaube mir, diesem Bedürfnis zu folgen.

2025 / Olten

Gratwanderung

Die Kunst beim Pacing ist das Finden der optimalen und individuellen Balance zwischen Schonung und Aktivierung sowie das kontinuierliche Steigern der Aktivität. Das Ziel: aus dem Auf und Ab zwischen guten und schlechten Tagen herausfinden und in einen stabilen Energielevel und Alltag zurückkehren. Klingt anspruchsvoll, ist es auch. Eine Gratwanderung sondergleichen.

2024 / Schwarzsee

Geduld

Zwei Schritte vor und wieder einen zurück. Tage der Kraft, Tage der Erschöpfung. Drei Jahre Therapien, Behandlungen und Medikamente. Das Credo lautet: Weniger ist mehr. Ich blicke zurück und sehe die kleinen Fortschritte meiner Genesung. Dieser Weg braucht Zeit und Geduld, so unendlich viel.

2024 / Schiffenensee

Crash

Die Kraft war da, ich spürte sie genau, die Euphorie war gross. Zu gross, ich habe die eigenen Energiegrenzen überschritten. Alles wird schwer, die Erschöpfung ist unendlich, die Glieder schmerzen, ich brauche jetzt Ruhe, Schlaf und einen abgedunkelten Raum. Ich falle, mein Körper fühlt sich bleiern an, die Schwerkraft erdrückt mich. Ich liege auf dem Boden, betrachte die Welt von unten, starre hinauf zur Decke. Ich stelle mir dabei vor, es wären Baumkronen.

2025 / Tierpark Dählölzli

Lichtblick

Ein Tag im Januar. Schneekristalle. Es ist eiskalt, die Sonne strahlt, der Wintermorgen zeigt sich in seiner schönsten Pracht. Ich fühle mich lebendig, leicht und völlig unbeschwert. Dieser unheimlich kostbare und vergängliche Moment bedeutet mir so viel.

2024 / Gurten

Aufbruch

Grossstadt, Gewusel, Lebendigkeit. Nach zweieinhalb Jahren erfolgt meine erste Auslandsreise. Berlin. Ich strecke meine Fühler aus, ganz vorsichtig, taste mich vor, in der Hand stets meine Fotokamera. Wie eine Art Staubsauger, welche jeden für mich so erfrischenden Moment aufsaugt und festhält. Ich fühle Stärke, Frische und neuen Mut.

2024 / Berlin Marzahn

FOTOAUSSTELLUNG

LoCo Kosmos

LaRouxLa ermöglicht mit ihrer Fotoausstellung «LoCo Kosmos» den einmaligen Einblick in ihre, von Long Covid gezeichnete, Erfahrungs- und Gefühlswelt. In diesem Kontext steht die Abkürzung «LoCo» für das Long Covid Syndrom, von dem sie seit Mai 2022 betroffen ist. Festgehalten wurden die für LaRouxLa bedeutendsten Momente des Genesungsprozesses, der bis Dato noch immer andauert. Anhand dieser Fotoserie werden ihre Emotionen und aktuellen Lebensrealitäten für Aussenstehende bildhaft sichtbar(er) gemacht. Entstanden sind die erstmals ausgestellten Werke im Zeitraum Sommer 2022 bis Herbst 2024. Die Fotoausstellung ist allen von Long Covid Betroffenen gewidmet, sowie deren Nahestehenden und Liebsten.

LaRouxLa

Hinter dem Pseudonym «LaRouxLa» steht die 44-jährige Bernerin Monika Grossen. Geboren und aufgewachsen im Berner Oberland, zieht sie 1997 in die Stadt Bern. Nach Abschluss ihres Bachelor-Studiums der Sozialwissenschaften ist sie als Sozialarbeiterin tätig und engagiert sich für Menschen mit psychischen Belastungen. Im Zuge ihrer Long Covid-Erkrankung fand sie im Sommer 2022 zur Fotografie. Nach einem Fotokurs an der Schule für Gestaltung Bern folgt im April 2023 der Einzug in ein eigenes Atelier für Fotografie. Nach der Gruppenausstellung «und siehe da!» im kleinen Kunsthaus 9a am Stauffacherplatz, realisiert sie mit der Fotoreihe «LoCo Kosmos» im März 2025 ihre erste Fotoausstellung.

INTERVIEWS

Interview mit Altea-Netzwerk Teil 3: https://altea-network.com/news/36-monika-grossen-2

Interview mit Altea-Netzwerk Teil 2: https://altea-network.com/news/35-monika-grossen-1

Interview mit Altea-Netzwerk Teil 1: https://altea-network.com/stories/monika-grossen

UPDATE GENESUNG

Seit Mitte Mai 2025 Arbeitstraining im 1. Arbeitsmarkt / Mitarbeit als Sozialarbeiterin im Bereich Arbeitsintegration / 40%-Pensum verteilt auf vier Halbtage / Somatic Experiencing / Psychotherapie / MBSR / leichtes Joggen / Fotografie kommt aktuell etwas zu kurz / das Pacing ist nach wie vor eine Herausforderung / die Arbeit am Nervensystem scheint zentral für die Fatigue und den Genesungsprozess